• My Way

Allein unter Männern

Ein turbulenter Wechsel in der Direktion sorgte fast dafür, dass die Ophthalmologin Klara Landau – wie viele andere – die Augenklinik des Universitätsspitals Zürich (USZ) verlassen würde. Stattdessen übernahm sie ad interim deren Leitung (Teil 5/6).

Als neu ernannte interimistische Klinikdirektorin hatte es für mich erste Priorität, eine hohe Qualität in der Patientenbetreuung zu gewährleisten. Dies, um das Vertrauen der Zuweisenden zurückzugewinnen, um für kompetente Mitarbeitende attraktiv zu sein und um die Augenklinik für das Universitätsspital Zürich (USZ) auch finanziell profitabel zu machen. Nach dreieinhalb Jahren harter Arbeit ging es mit der Augenklinik am USZ tatsächlich aufwärts.

Gleichzeitig lief das Nachfolgeverfahren der Universität Zürich für den frei gewordenen Lehrstuhl. Unter den 38 Bewerbungen kam ich auf die «Shortlist» und wurde schliesslich im Oktober 2005 «primo und unico loco» zur Ordinaria für Ophthalmologie berufen. Das war eine sehr spannende und lehrreiche Episode. Nun konnte ich voller Elan und mit der notwendigen Sicherheit die weiteren Geschicke der Klinik gestalten.

Es war schon ein besonderes Gefühl, als erste und einzige Frau dem ehrwürdigen Kreis der Klinikdirektoren des Universitätsspitals beizutreten. Bald merkte ich, dass ich mir meine Voten sehr gut überlegen musste. Denn in der rein männlichen Gesellschaft wurden meine Meinungen schnell als repräsentativ für «alle Frauen» verstanden. Auch die damit verbundene Aufmerksamkeit hatte ich nicht gesucht. Ich musste damit aber umgehen, wofür mir nicht selten mein Pragmatismus und mein Sinn für Humor zugutekamen.

Über die Zeit bis zu meiner Emeritierung im Sommer 2018 könnte ich ein ganzes Buch schreiben. So viel sei gesagt: Es war harte, abwechslungsreiche und kreative Arbeit, in der ich mit vielen interessanten Menschen in Kontakt kam und die für mich den Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn darstellte. Besonders hervorheben möchte ich die Planung und Durchführung der Festivitäten zum 150-Jahr-Jubiläum der Universitäts-Augenklinik Zürich und das Sabbatical an der Universität Oxford – beides Ereignisse, die ich ohne den Status als Professorin und Klinikdirektorin nicht hätte erfahren können.

Und wie sah es in diesen Jahren privat für mich aus? Im Jahr 2002 sass ich zwischen zwei Operationen, einmal im OP-Stübli, wo an der Wand eine grosse Weltkarte hing, und schaute die Orte an, wo sich meine liebsten Menschen damals befanden: Mein Mann an der University of Texas, mein Sohn an der London School of Economics and Political Science und meine Tochter im Austauschjahr in Concepción, Chile. Eigentlich crazy! Aber so sollte es glücklicherweise nicht bleiben, mein Mann kam nach fünf Jahren in den USA an die Universität Zürich, und unsere Tochter kam nach einem Jahr aus Chile zurück, um zwei Jahre später – wie ihr Bruder – in London zu studieren. Die Kinder waren somit beide mit 19 aus dem Nest geflogen, und das war gut so.

Im Juni 2018 bereiteten mir meine engsten Mitarbeitenden einen wunderschönen Abschied vor, und ich konnte nach erfüllter Aufgabe mit einem guten Gefühl die Führung der Augenklinik meinem Nachfolger übergeben.

Und was jetzt? Im Teilzeitpensum in eine Praxis einsteigen? Natürlich war das eine Option, und ein Vertrag war schon vorbereitet. Doch es ergab sich eine attraktivere Möglichkeit, meine neue Freiheit zu geniessen und gleichzeitig mit meiner Erfahrung und meinem grossen Netzwerk etwas Neues anzupacken. Darüber gibt die nächste und letzte Folge Auskunft.

Klara Landau ist emeritierte Professorin für Ophthalmologie und war die erste Frau an der Spitze einer Klinik des Universitätsspitals Zürich. Sie erzählt ihren Werdegang in sechs Stationen.