• My Way

Die Karriereleiter hinauf

Aufgrund der unsicheren Lage im Nahen Osten kehrte die Ophthalmologin Klara Landau 1991 nach zwei Jahren in Kalifornien nicht nach Israel zurück, sondern in die Schweiz. Ein Schritt, der sich als wegweisend für ihre Karriere erweisen sollte (Teil 4/6).

An meinen ersten Tag als Oberärztin an der Augenklinik des Universitätsspitals Zürich (USZ) – es war der 2. Mai 1991 – kann ich mich noch sehr gut erinnern. Vor allem an den Moment, als ich die Bibliothek betrat, einen Raum, in dem man zur wissenschaftlichen Lektüre auch einen Kaffee trinken konnte. Im Gestell an der Wand entdeckte ich plötzlich meine eigene rote Kaffeetasse aus Emaille, die ich vor neun Jahren als junge Assistenzärztin dort hingestellt hatte. Welcher Kontrast: In meinem eigenen Leben und auf der Welt hatte sich inzwischen so viel verändert, doch die Tasse wartete hier auf mich, als wäre sie ein Symbol der Schweizer Stabilität.

Tatsächlich ging es in den nächsten Jahren mit meiner Karriere beständig aufwärts. Ich übernahm die Leitung der Abteilung für Neuro- und Kinderophthalmologie und war für die Augenmuskeloperationen zuständig. Es war für mich sehr wichtig, meine in San Francisco begonnene klinische Forschung weiterzuführen und mein dort gewonnenes Spezialwissen jüngeren Kollegen und Kolleginnen weiterzugeben. So war es dann 1997 so weit, dass ich die notwendigen Kriterien für eine Habilitation erfüllte und den – mir zuvor unbekannten – PD-Titel erlangte.

Für unsere Familie war es eine sehr intensive Zeit, in der auch mein Mann seine wissenschaftliche Karriere erfolgreich aufbaute. Die beiden Kinder wurden grösser und immer selbstständiger, zum Glück ohne in der Primarschule und danach im Gymi Schwierigkeiten zu haben. Ohne unseren Engel namens Martina, der mittags kam, um die Kinder zu betreuen und den Haushalt zu erledigen, bis die Eltern zum fertigen Abendessen nach Hause kamen, hätten wir unsere Karrieren kaum gemeistert. Wir hatten das Privileg, diese herausfordernde «rush hour of life» gemeinsam zu geniessen.

Mit der Habilitation kamen die Beförderung zur Leitenden Ärztin und die Übernahme weiterer Aufgaben innerhalb und ausserhalb der Klinik. Die nahende Emeritierung des Klinikdirektors Prof. Gloor per Ende 1999 sorgte für Ungewissheit über die zukünftige Ausrichtung der Augenklinik. Um neue Erfahrungen sammeln zu können, bewarb auch ich mich damals für seine Nachfolge.

Die Wahl fiel jedoch auf einen deutschen Ordinarius, dessen Vorstellungen zur Führungskultur den Gepflogenheiten der Klinik diametral widersprachen. Es folgten zwei schwierige Jahre, in denen wichtige Kadermitglieder die Augenklinik verliessen und ich schon fast eine Stelle in den USA angenommen hätte, wo mein Mann inzwischen eine Professur innehatte. Doch es sollte anders kommen: Der Klinikdirektor verabschiedete sich, und ich wurde von der Spitaldirektorin angefragt, ob ich die Augenklinik bis zur definitiven Ernennung eines neuen Ordinarius für Ophthalmologie interimistisch leiten könne. Für mich war klar, dass ich zusage, denn das weitere Schicksal der Augenklinik war mir wichtig, und unter den besonderen Umständen konnte ich mit meiner langjährigen Kenntnis der Augenklinik am effizientesten dazu beitragen, dass es wieder aufwärtsgehen würde. Wie das gelungen ist, können Sie in der nächsten Folge lesen.

Klara Landau ist emeritierte Professorin für Ophthalmologie und war die erste Frau an der Spitze einer Klinik des Universitätsspitals Zürich. Sie erzählt ihren Werdegang in sechs Stationen.