• Fokus: Träume

Ewige Jugend? Ein dermatologischer Blick auf Schönheit und Selbstwahrnehmung

Viele Menschen wollen ewig jung bleiben. Doch woher kommt dieser Wunschtraum? Welche unterstützenden minimal-invasiven Methoden gibt es in der ästhetischen Dermatologie, um ihm nachzukommen? Und wo liegen die Grenzen?

Minimal-invasive Verfahren zur Verjüngung des Aussehens – beispielsweise Injektionen von Botulinumtoxin – sind beliebt, zunehmend auch schon bei jüngeren Personen. Bild: Skinmed AG
Minimal-invasive Verfahren zur Verjüngung des Aussehens – beispielsweise Injektionen von Botulinumtoxin – sind beliebt, zunehmend auch schon bei jüngeren Personen. Bild: Skinmed AG

Der Traum von der ewigen Jugend ist tief in der menschlichen Psyche verwurzelt und manifestiert sich in unserem täglichen Leben. Viele Menschen streben nach einem jugendlichen Aussehen, weil es mit Vitalität, Energie und einem positiven Selbstbild assoziiert wird. In der modernen Gesellschaft, in der Bilder von makelloser Jugendlichkeit omnipräsent sind – von sozialen Medien bis hin zu Werbung – verstärkt sich der Druck, diesen Idealen zu entsprechen. Ein junges Aussehen wird oft als Schlüssel zu beruflichem Erfolg, sozialen Beziehungen und persönlichem Glück betrachtet.

Psychologisch spielt das Streben nach Jugend auch eine Rolle im Kontext von Selbstwertgefühl und Identität. Viele sehen in ästhetischen Eingriffen eine Möglichkeit, ihr Selbstbild zu verbessern und sich in ihrer Haut wohler zu fühlen. Die Angst vor dem Altern und der Verlust von Attraktivität kann einen starken Anreiz bieten, Massnahmen zur Verjüngung zu ergreifen. In vielen Fällen ist das Streben nach «äusserer Jugendlichkeit» auch ein Ausdruck der inneren Sehnsucht nach Lebensfreude und dynamischer Lebensweise.

Nachfrage nach minimal-invasiven Verfahren

In den letzten Jahrzehnten ist die Nachfrage nach minimal-invasiven ästhetischen Prozeduren signifikant angestiegen. Die Mehrheit der Personen gehört zwar noch immer dem weiblichen Geschlecht an, aber auch die Nachfrage der männlichen Bevölkerung nimmt zu. Ausserdem interessieren und entscheiden sich zunehmend jüngere Generationen für die Durchführung minimal-invasiver Eingriffe bereits im präventiven Sinne [1, 2, 8, 9]. Dieser Wandel ist zum Teil durch den Einfluss sozialer Medien und die Normalisierung kosmetischer Eingriffe bedingt [3, 4, 8]. Influencer und Prominente, die offen über ihre Behandlungen sprechen, haben das Tabu um ästhetische Eingriffe längst gebrochen und viele Menschen dazu motiviert, ähnliche Massnahmen zu ergreifen.

Die technologischen Fortschritte und die Erweiterung des Spektrums minimal-invasiver Eingriffe haben ebenfalls zum signifikanten Anstieg der Nachfrage beigetragen. Zu den am häufigsten durchgeführten Verfahren zählen nach wie vor Injektionen von Botulinumtoxin und Hyaluronsäure [1, 2]. Darüber hinaus gewinnen im Rahmen der «Skin-Longevity-Bewegung» hautverjüngende Lasereingriffe, Radiofrequenz-«Mikroneedling» sowie Injektionen von Eigenblut (PRP = Platelet Rich Plasma, PRF = Platelet Rich Fibrin) und Biostimulatoren (Polymilchsäure, Calciumhydroxylapatit, Polynukleotide) zunehmend an Bedeutung, da sie die körpereigene Kollagenproduktion anregen bzw. die Hautregeneration fördern und somit natürlichere und längerfristige Effekte versprechen.

Grosse Verantwortung auf medizinischer Seite

Die Auswahl der geeigneten Behandlung sollte stets individuell angepasst erfolgen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Die Kunst minimal-invasiver Techniken besteht darin, die individuelle, natürliche Schönheit und «Jugendlichkeit» möglichst risikoarm zu unterstreichen.

Dennoch ist es von zentraler Bedeutung, die Auswirkungen der starken Fokussierung auf äusserliche Ästhetik und ein jugendliches Erscheinungsbild kritisch zu hinterfragen. Der durch Social Media getriebene Drang nach Perfektion kann das Risiko für psychische Erkrankungen, einschliesslich der «Body Dysmorphic Disorder», erhöhen [5]. Daher ist es unerlässlich, Anzeichen dieser Art als behandelnde Person frühzeitig zu erkennen und generell ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ästhetischen Interventionen und einem gesunden Lebensstil für eine nachhaltig positive Selbstwahrnehmung zu fördern.

Im Kontext des Strebens nach «ewiger Jugend» in der Gesellschaft wächst somit auf der Seite der  behandelnden Person die Verantwortung einer fundierten Patientenführung. Dies bedeutet, dass neben dem Aufzeigen von individuellen Optimierungsmöglichkeiten auch die Grenzen und potenziellen Komplikationen dieser Verfahren zu erläutern sind. Das primäre Ziel minimal-invasiver Verfahren sollte stets die Betonung der individuellen Schönheit und nicht eine vollständige Veränderung des äusseren Erscheinungsbildes beinhalten. Dies obliegt nach gründlicher Abwägung invasiven plastisch-chirurgischen Eingriffen und ersetzt diese nicht.

Innere und äussere Erscheinung: eine Wechselwirkung

Die Stärkung des Selbstbewusstseins durch die Verbesserung des Körperbildes ist ein wichtiger Beweggrund für die Inanspruchnahme kosmetischer Eingriffe [6, 7]. Patientinnen und Patienten aus dem klinischen Alltag berichten häufig, dass sie sich nach ästhetischen Eingriffen nicht nur äusserlich verändert fühlen, sondern auch eine gesteigerte innere Zufriedenheit, ein gestärktes Selbstbewusstsein und dadurch eine erhöhte Lebensqualität empfinden.

Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, hervorzuheben, dass das Streben nach einem jugendlichen Aussehen weit über die äussere Erscheinung hinausgeht. Die innere Haltung spielt eine wesentliche Rolle bei der Wahrnehmung des eigenen Erscheinungsbildes.

Ein ganzheitlicher Ansatz ist notwendig, um sich sowohl äusserlich als auch innerlich vital und jugendlich zu fühlen.

Dazu gehören:

  • Ausreichend Schlaf: Schlaf ist für die Regeneration des Körpers unerlässlich. Während der Nachtruhe repariert sich die Haut, und die Produktion von Wachstumshormonen wird angeregt.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung, reich an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen, unterstützt die Hautgesundheit und das allgemeine Wohlbefinden
  • Regelmässige Bewegung: Sport ist nicht nur wichtig für die körperliche Gesundheit, sondern fördert auch die mentale Ausgeglichenheit und kann die Hautelastizität verbessern.
  • Stressmanagement: Techniken wie Yoga, Meditation und Achtsamkeit können helfen, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern, was sich positiv auf das Hautbild auswirkt.
  • Positives Mindset: Eine positive Grundeinstellung ist entscheidend für das allgemeine Wohlbefinden, kann Stress reduzieren, das Selbstbewusstsein stärken und insgesamt die Lebensqualität (inkl. Hautgesundheit) verbessern. 
  • Hautpflege: Die tägliche Anwendung von gezielt angepassten Pflegeprodukten und Sonnenschutzcreme kann das Hautbild langfristig verbessern und vor vorzeitiger Hautalterung schützen.

Das Streben nach ewiger Jugend manifestiert sich nicht allein in kosmetischen Eingriffen, sondern wird ebenso durch einen ganzheitlichen Lebensstil gefördert. Die moderne ästhetische und integrative Dermatologie bietet eine Vielzahl von Ansätzen, die darauf abzielen, das individuelle Selbstbild sowohl äusserlich als auch innerlich zu optimieren.

Literatur

  1. 2020 plastic surgery statistics report; 2020. Available from:  https://www.plasticsurgery.org/documents/News/Statistics/2020/plastic-surgery-statistics-full-report-2020.pdf. Accessed October 27, 2024.
  2. 2018 plastic surgery statistics report; 2018. Available from:  https://www.plasticsurgery.org/documents/News/Statistics/2018/plastic-surgery-statistics-full-report-2018.pdf. Accessed October 27, 2024.
  3. Hopkins ZH, Moreno C, Secrest AM. Influence of social media on cosmetic procedure interest. J Clin Aesthet Dermatol. 2020;13(1):28 .
  4. von Soest T, Kvalem IL, Skolleborg KC, Roald HE. Psychosocial factors predicting the motivation to undergo cosmetic surgery.  Plast Reconstr Surg. 2006;117(1):51–62. https://doi.org/10.1097/01.prs.0000194902.89912.f1
  5. Laughter MR, Anderson JB, Maymone MBC, Kroumpouzos G. Psychology of aesthetics: Beauty, social media, and body dysmorphic disorder. Clin Dermatol. 2023 Jan-Feb;41(1):28-32. doi: 10.1016/j.clindermatol.2023.03.002. Epub 2023 Mar 5. PMID: 36882132.
  6. Sarcu D, Adamson P. Psychology of the facelift patient. Facial Plast Surg. 2017;33(03):252–259. https://doi.org/10.1055/s-0037-1598071 
  7. Maisel A, Waldman A, Furlan K, et al. Self-reported patient motivations for seeking cosmetic procedures. JAMA dermatol. 2018;154(10):1167–1174. https://doi.org/10.1001/jamadermatol.2018.2357
  8. DGÄPC-Statistik 2020–2021: Zahlen, Fakten und Trends der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie; https://www.dgaepc.de/wp-content/uploads/2021/10/DGAePC_Statistik-2021.pdf. Accessed November 1, 2024.
  9. DGÄPC-Statistik 2022–2023: Zahlen, Fakten und Trends der Ästhetisch-Plastisch Chirurgie; https://www.dgaepc.de/wp-content/uploads/2023/12/692202-Prospekt-DGACP-Statistik-2023-Webversion.pdf. Accessed November 1, 2024.