• My Way

Abschied und Neuanfang

Den Ruhestand geniessen und die Füsse hochlagern? Für Klara Landau war und ist das keine Option (Teil 6/6).

Im Sommer 2018 kam der Zeitpunkt, meinen zukünftigen Alltag vom überfüllten Pensum als Klinikdirektorin in einen Teilzeitjob zu verwandeln, denn ein abruptes Ende jeglicher beruflichen Tätigkeit konnte ich mir nicht vorstellen. So wurde ich auf meine Initiative hin zu 40 Prozent am Universitätsspital Zürich (USZ) angestellt, um zwei spannende Projekte anzupacken: Die Koordination aller Weiterbildungsprogramme und das Vorantreiben der Gleichstellung im ärztlichen Kader. Für beide Bereiche hatte ich die volle Unterstützung der Spitalleitung, und so begab ich mich mit Elan und einem anständigen Erfahrungsschatz auf neues Terrain.

Die ärztliche Weiterbildung in der Schweiz befindet sich zurzeit im Wandel in Richtung der kompetenzbasierten Bildung. Diese Entwicklung kennenzulernen und am USZ zu unterstützen, war eine sinnvolle Aufgabe. Noch spannender fand ich es, Klinikerinnen mit Potenzial für Führungspositionen am Universitätsspital Zürich zu identifizieren, sie sichtbar zu machen und sie bei ihrem Aufstieg zu begleiten. Auf diesem Weg gab es sowohl einige Hürden, die wir zu überwinden hatten, wie auch Erfolge, die wir feiern konnten. In den fünf Jahren meiner Tätigkeit nahm der Anteil von Kaderärztinnen auf allen Hierarchiestufen deutlich zu. Besonders erfreulich war die Einführung eines Programms mit dem Titel «Aiming Higher» für junge Assistenzärztinnen. Eine der Teilnehmerinnen war es auch, die mich motivierte, meinen beruflichen Weg im vsao Journal zu präsentieren.

Die schönsten Seiten der Pensionierung sind aus meiner Sicht – neben der Abschaffung des morgendlichen Weckers – vor allem die Möglichkeit, längst ersehnte Hobbys aufzunehmen, bedeutend mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben und ohne Zeitdruck zu reisen. Alle diese schönen Dinge wären für mich aber nicht genug, denn als eine durchaus privilegierte Person spürte ich das Bedürfnis, mich für die weniger privilegierten Menschen unserer Welt zu engagieren. Das tue ich als Präsidentin von «Licht für die Welt Schweiz», einer Non-Governmental Organisation (NGO) mit dem Ziel, Menschen in sechs afrikanischen Ländern eine bessere Augengesundheit zu ermöglichen und Personen mit einer Behinderung in die Gesellschaft zu integrieren.

Wer meine letzten fünf Beiträge gelesen hat, weiss, dass mein Weg vom Studium bis zur Gegenwart nicht immer geradlinig und oft nicht frei wählbar war. Innerhalb der Grenzen, die vor allem von den politischen Ereignissen des letzten halben Jahrhunderts vorgegeben waren, habe ich doch das getan, was Frank Sinatra so schön besingt: «I did it my way!» Und ich bin mir immer bewusst gewesen, dass es auch «viel schlimmer hätte kommen können», wie es ein Freund mit einem ähnlichen Lebensweg einmal formuliert hat.

Klara Landau ist emeritierte Professorin für Ophthalmologie und war die erste Frau an der Spitze einer Klinik des Universitätsspitals Zürich. Sie erzählt ihren Werdegang in sechs Stationen.