- Next Level
Erfolgreich auftreten und präsentieren
Ein prägnanter Einstieg, klare Kernbotschaften und Schlussfolgerungen sind Grundsteine einer gelungenen Präsentation. Was braucht es sonst noch, um das Publikum zu packen?
10.12.2024
Was sind meine Aufgaben als Oberärztin oder Oberarzt?
Zu den Aufgaben von Oberärztinnen und -ärzten gehören Vorträge zu verschiedensten Inhalten; seien es Fallbesprechungen, Präsentationen von Krankheitsbildern, das Vorstellen von wissenschaftlichen Originalarbeiten, Richtlinien, eines neuen Projektes usw. Das Publikum ist oft sehr unterschiedlich und kann aus Studierenden, Assistentinnen und Assistenten, Ärzteschaft und Pflege der Klinik, Hausärztinnen und -ärzten oder auch anderen Berufs- oder Bevölkerungsgruppen bestehen. Solche Präsentationen können sowohl inner- als auch ausserhalb des Spitals stattfinden, z. B. auf einem Kongress oder im Rahmen einer externen Weiterbildung. Hauptziel und gleichzeitig Herausforderung bei jedem Vortrag ist es, die relevanten Aspekte eines Themas überzeugend zu vermitteln und das Publikum für das entsprechende Thema zu begeistern. Mit einer strukturierten Vorbereitung und etwas Übung kann dies auch Spass machen [1, 2, 3].
Manche Menschen lieben es, vor Publikum zu sprechen, für andere ist dies eher eine Herausforderung. So oder so ist eine sorgfältige Vorbereitung wichtig, um ein Thema überzeugend und wirkungsvoll zu präsentieren.
Eckpunkte definieren
Für eine erfolgreiche Präsentation ist es essenziell, sich Gedanken zu den folgenden Fragen zu machen:
- Was ist das Hauptziel des Vortrages?
- Wer ist das Zielpublikum, und was erwartet es?
- Welches Vorwissen besteht?
- Was will ich dem Publikum konkret sagen? Warum ist das wichtig?
- Was brauche ich, um die Botschaften einfach und klar zu vermitteln?
Diese Fragen erleichtern es, das Thema einzugrenzen, bevor man mit der Ausarbeitung des Vortrages beginnt. Anfänglich ist das Thema nur oberflächlich skizziert, und es braucht eine Schärfung des Inhaltes, wodurch die Präsentation auch eine persönliche Färbung erhält. Durch die Beantwortung der Fragen entsteht im Vortrag ein roter Faden, eine «Geschichte» mit wenigen und klaren Kernbotschaften, die auf das Publikum abgestimmt sind.
Verständlichkeit erhöhen
Um ein Thema verständlich vermitteln zu können, sollten Präsentierende auf die folgenden Punkte achten:
- einfache und klare Gliederung
- Kernbotschaften wiederholen
- praktische Beispiele
Komplexe Themen können durch Vereinfachung und Weglassen verständlicher gemacht werden. Es geht in einem Vortrag nicht darum, ein Thema möglichst vollständig und umfassend darzustellen, sondern darum, die wichtigen Eckpunkte eines Sachverhaltes, Projektes usw. überzeugend darzustellen: Das grosse Ganze soll vermittelt werden. Je umfangreicher die Informationsmenge ist, desto wichtiger ist eine klare und nachvollziehbare Gliederung. Wichtige Aussagen zu den Kernbotschaften können mehrmals erwähnt werden. Längere Vorträge mit theoretischen Themen können durch praktische Beispiele aufgelockert und verständlich gemacht werden.
Durchdachte Gliederung hilft dem Publikum
Eine gute Präsentation enthält die folgenden Elemente:
- kurzer attraktiver Einstieg
- illustrative Problemschilderung
- Erläuterungen, Theorie und Beispiele
- Fragen, Diskussionen, Übungen
- kurze Zusammenfassung
- klare Schlussfolgerungen – Take-home Message
Der Einstieg und der Schluss sind die Schlüsselelemente für eine erfolgreiche Präsentation, weil diese gut haften bleiben. Mit dem Einstieg wird das Publikum für das Thema begeistert und «an Bord geholt». Es braucht keine lange Einführung, sondern einen Eisbrecher: eine Frage, ein konkretes, eindrückliches Beispiel usw. In der Medizin ist dies häufig eine Fallpräsentation oder eine klinische Situation. Für einen guten Einstieg eignen sich auch ein persönliches Erlebnis, ein Bezug auf ein aktuelles Ereignis, eine Verknüpfung mit etwas Alltäglichem usw.
Nach dem kurzen Einstieg folgt die Erläuterung: Weshalb ist das Thema bedeutend, was ist die Relevanz? Mittels verschiedener Facetten und Argumente kann das Thema differenziert dargelegt werden.
Hilfsmittel gezielt einsetzen
Bei einem längeren Vortrag unterstützen Zwischenzusammenfassungen die Gliederung. Wichtige Botschaften sollen repetiert werden. Die einzelnen Abschnitte können auch durch Fragen oder Übungen vertieft und aufgelockert werden. Die Interaktion erfolgt je nach Grösse des Publikums direkt durch Fragen, Diskussionen oder durch Abstimmungen.
Es gibt auch elektronische Hilfsmittel, um Abstimmungen oder Meinungen des Plenums zu erfahren (z. B. www.mentimeter.com). Gute Anekdoten, konkrete Beispiele und Demonstrationen (kurze Filme) illustrieren Theorien.
Kommunikationshilfen für Übergänge:
- «Wir haben gesehen …»
- «Genau gleich funktioniert …»
- «Ganz anders …»
- «Zurück zu unserem Fall …»
Folien nicht überladen
Hilfreich sowohl für das Publikum als auch für die Vortragenden selbst sind Folien. Dabei gilt es, die folgenden Punkte zu beachten:
- grosse Schrift – mindestens 24 Punkte
- höchstens eine Folie pro Minute
- maximal zehn Elemente pro Folie – nicht überladen!
- Bilder und Grafiken hinreichend erläutern und durch Pfeile kennzeichnen
- komplexe Folien gliedern – mit jedem Klick kommt eine neue Information hinzu
Sprachliche Tipps
Es ist wichtig, seinen eigenen Stil und seine eigene Präsentationstechnik zu entwickeln und zu üben. Dies gibt Sicherheit und dadurch wirkt der Vortrag authentisch und entspannt.
Einige Tipps zur Sprache erleichtern die Präsentation:
- Machen Sie kurze, einfache Sätze.
- Verwenden Sie einfache, prägnante Wörter.
- Formulieren Sie die inhaltliche Gliederung und Verknüpfung aus.
- Beschreiben Sie Sachverhalte nur so kompliziert, wie nötig.
Ein Manuskript kann Sicherheit geben. Falls man ein Manuskript benutzen möchte, ist es wichtig, die Schrift gross genug zu wählen, kurze Zeilen zu machen und die gesprochenen Sätze gegebenenfalls ganz auszuschreiben.
Substantivierungen und ausdrucksschwache Funktionsverben sowie Passivsätze und Schachtelsätze sind zu vermeiden:
- Die Zeit der Hospitalisation beträgt … = Die Hospitalisation dauert …
- Die Eröffnung des neuen Notfalls kann am … erfolgen = Wir können den neuen Notfall am … eröffnen
Es empfiehlt sich, die Präsentation vorher für sich zu üben oder jemandem vorzutragen.
Der Auftritt
Die Wirkung auf das Publikum erfolgt bei jedem Auftritt auf drei Ebenen. Alle sind relevant für den Erfolg der Präsentation.
- Die verbale Ebene beinhaltet die Wortwahl und Sprache.
- Die paraverbale Ebene umfasst Stimme, Lautstärke, Artikulation, Tempo, Rhythmus und Melodie.
- Die nonverbale Ebene beinhaltet die Mimik, Gestik, Körperhaltung, Sprache, Kleidung und Raumnutzung.
Beim Auftritt ist es je nach Anspannung nicht einfach, natürlich zu bleiben. Die Art und Weise eines Auftrittes kann durchaus persönlich sein und sollte vorher geübt werden (z. B. mittels Videoaufnahme). Auf folgende Punkte sollten Präsentierende achten:
- Position im Raum bewusst wählen.
- Locker und auf beiden Beinen stehen.
- Die Hände frei laufen lassen.
- Nicht mit dem Laserpointer fuchteln.
- Zum Publikum und nicht zum Laptop oder zur Leinwand sprechen.
- Blickkontakt mit einzelnen Leuten im Publikum aufnehmen.
- Klare Aussprache, richtige Lautstärke, angenehmes Sprechtempo und passender Sprechrhythmus.
- Floskeln gebrauchen («Hören Sie … Schauen Sie … Überlegen Sie mal … Ich wiederhole … Denken Sie daran … Können Sie sich das vorstellen? … Jetzt kommt der springende Punkt …»)
Ein Leitfaden zur oberärztlichen Tätigkeit
Der Schritt von der Assistenzzeit hin zur oberärztlichen Tätigkeit ist mit vielen neuen Aufgaben verbunden. Neben den fachlichen Kompetenzen sind auch vermehrt überfachliche Kompetenzen wie eine gute Kommunikation sowie didaktische und Führungsqualitäten gefordert. Die Artikelserie «Next Level» zeigt entsprechende Herausforderungen auf und bietet praktische Tipps und Unterstützung für die tägliche Arbeit. Die leicht angepassten und teilweise stark gekürzten Texte stammen aus dem Leitfaden «Die oberärztliche Tätigkeit – eine neue Herausforderung» und wurden vom Verlag Hogrefe sowie von den jeweiligen Autorinnen und Autoren freundlicherweise für eine Zweitpublikation zur Verfügung gestellt. Der gesamte Leitfaden mit den ungekürzten Texten und weiteren Themen ist beim Verlag Hogrefe oder bei der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin (SGAIM) erhältlich.
Literatur
- Jones AM. The use and abuse of PowerPoint in Teaching and Learning in the Life Sciences: A Personal Overview. Bioscience Education. 2003;2(1):1–13. https://doi.org/10.3108/beej.2003.02000004.
- Brown G, Manogue M. AMEE Medical Education Guide No. 22: Refreshing lecturing: a guide or lecturers. Med Teach. 2001;23(3):231–44. https://doi.org/10.1080/01421590120043000.
- Holzl J. Twelve tips for effective PowerPoint presentations for the technologically challenged. Med Teach. 1997;19(3):175–9. https://doi.org/10.3109/01421599709019377.