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vsao will Budget unter die Lupe nehmen

Über die Hälfte der Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte in der Schweiz sind Mitglieder des vsao, Tendenz steigend. Doch dies reicht nicht, um die vielfältigen Aktivitäten zu finanzieren. An seiner Herbstsitzung beauftragte der Zentralvorstand deshalb das Zentralsekretariat, Vorschläge zur Budgetstabilisierung auszuarbeiten.

Eine klare Sache: An der Herbstsitzung des Zentralvorstands nahmen die Delegierten das Budget trotz eines Defizits einstimmig an. Bild: Severin Nowacki
Eine klare Sache: An der Herbstsitzung des Zentralvorstands nahmen die Delegierten das Budget trotz eines Defizits einstimmig an. Bild: Severin Nowacki

Eigentlich ist es eine gute Sache: Der vsao verfügt über vier aktive Ressorts, eine Reihe ebenso aktiver Arbeitsgruppen, und sein Dienstleistungsangebot ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Doch die vielen Aktivitäten kosten – und zwar mehr, als die Zunahme der Mitglieder wettmachen kann. Deshalb, so erklärte vsao-Geschäftsführer Simon Stettler an der Zentralvorstandssitzung vom 23. November, sehe der Voranschlag 2025 mit einem Minus von 323 900 Franken ein beträchtliches Defizit vor. Zwar habe der vsao sehr vorsichtig budgetiert und hoffe, dass das Ergebnis nicht ganz so rot ausfallen werde. Jedoch seien das Minus – wie auch schon die Verluste der letzten Jahre – nicht auf einmalige Ereignisse zurückzuführen, sondern das Defizit sei zu einem grossen Teil strukturell. Simon Stettler beantragte dem Zentralvorstand deshalb, das Budget zwar anzunehmen, jedoch gleichzeitig dem Zentralsekretariat die Ausarbeitung von Vorschlägen zur Budgetstabilisierung in Auftrag zu geben. Dabei müsse auch eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge geprüft werden. Angesichts der finanziellen Schieflage vieler Spitäler und deren Auswirkung auf die Löhne plädierte er jedoch dafür, die Beiträge vorerst in der aktuellen Höhe zu belassen. Nach einigen teils auch kritischen Fragen stimmte der Zentralvorstand allen drei Punkten einstimmig zu.

vsao tritt den European Junior Doctors bei

Bereits vor der Budgetdiskussion hatten die Delegierten zu zwei kostenrelevanten Anträgen Stellung genommen. Zum einen ging es um den Wiederbeitritt des vsao zu den European Junior Doctors (EJD). Wie der Zentralvorstand an seiner letzten Herbstsitzung beschlossen hatte, hatten vsao-Vertreterin Svenja Ravioli und ihr Stellvertreter Richard Mansky während eines Jahres an den wichtigsten EJD-Sitzungen im Beobachterstatus teilgenommen und berichteten nun dem Zentralvorstand von ihren Erfahrungen. Ob Arbeitsbedingungen, Weiterbildung, Bürokratie, psychische Gesundheit oder Planetary Health – es seien überall ähnliche Themen, welche die jungen Ärztinnen und Ärzte beschäftigten, sagte Svenja Ravioli. «Bei manchen Themen sind andere Länder weiter als wir. Von ihren Erfahrungen können wir profitieren.» Dies sahen auch die Delegierten so: Sie stimmten einstimmig für den Beitritt zu den EJD mit einem Kostendach von 10 000 Franken.

Zwei Fonds für die Sektionen

Etwas mehr Diskussionsbedarf gab es rund um zwei Fonds, aus denen die vsao-Sektionen Beiträge beantragen können. Während der Sektionsfonds Aufbau und Betrieb eine Geschäftsstelle unterstützen soll, ist der Unterstützungsfonds für spezielle Aktionen der Sektionen vorgesehen. Lange war es ruhig gewesen um diese beiden Fonds. In diesem Jahr hatten jedoch zwei Sektionen einen Antrag auf einen Beitrag aus dem Unterstützungsfonds gestellt – und beide hatte der Geschäftsausschuss (GA) abgelehnt. Dies, weil beide Anträge retrospektiv gestellt worden waren. «Wir begrüssen es, wenn die Sektionen Anträge stellen», betonte Simon Stettler. «Aber wenn der vsao Geld spricht, ist es sinnvoll, dass er auch mitreden kann – insbesondere, was die Koordination mit eigenen Aktivitäten und Positionen betrifft», erklärte er den Entscheid des GA. Er beantragte, dass die offenen Fragen im Umgang mit den beiden Fonds im Rahmen der Budgetstabilisierung geklärt werden sollen und dass bis dahin übergangsmässig die aktuelle Praxis des GA gelte. Dem stimmte eine deutliche Mehrheit der Delegierten zu.

Neue Datenbank soll aktuellere Daten ermöglichen

Eines der anstehenden Projekte im Zentralsekretariat ist die Erneuerung der Mitgliederdatenbank. Momentan seien insbesondere die Daten zu Arbeitsstelle und Funktion nicht besonders aktuell, sagte Oliviero Reusser, Mitarbeiter Politik und Kommunikation. Nichtsdestotrotz präsentierte er einige Zahlen: Beim Organisationsgrad – also beim Anteil der Personen einer bestimmten Gruppe, die in dem Verband Mitglied sind, der ihre Interessen vertritt – erreicht der vsao bei den Assistenzärztinnen und -ärzten einen Wert von 55 Prozent, bei den Oberärztinnen und -ärzten sind es 56 Prozent. Mit rund 35 Prozent bilden die Assistenzärztinnen und -ärzte die grösste Gruppe der vsao-Mitglieder, rund 23 Prozent arbeiten als Oberärztinnen und -ärzte. Ebenfalls sind unter den vsao-Mitgliedern praktizierende und leitende oder pensionierte Ärztinnen und Ärzte zu finden, bei manchen ist die Funktion unbekannt. «Wir fordern zwar jedes Mitglied mindestens einmal pro Jahr dazu auf, uns Mutationen bekannt zu geben. Dies führt aber nicht dazu, dass wir auch einmal pro Jahr von jedem Mitglied eine Antwort erhalten», sagte Simon Stettler. Deshalb prüfe der vsao Optionen, um den Mitgliedern das Aktualisieren ihrer Daten zu erleichtern und um den Datenaustausch mit der FMH zu vereinfachen. «Wir werden nach wie vor getrennte Systeme haben, aber ideal wäre es, wenn Mitglieder ihre Daten und Änderungen nur einmal eingeben müssten.»

Persönlicher Kontakt als effektivste Methode

Dass dieses Thema alle beschäftigt, machte die anschliessende Diskussion klar. Zum einen zeigte sich, dass die häufigen Wechsel sowohl der postalischen als auch der E-Mail-Adresse – sofern die Mitglieder nicht die private Mailadresse angegeben haben – manche Mitglieder schwer erreichbar macht. Zum anderen kam die Frage auf, wie man die doch noch beträchtliche Anzahl Nichtmitglieder zu einem Beitritt motivieren könnte. Flyer, Broschüren und Standaktionen und vor allem der persönliche Austausch wurden genannt. «Meine Erfahrung zeigt, dass das persönliche Ansprechen die effektivste Methode ist. Aber dort, wo dies die Spitäler nicht zulassen, ist es schwierig», sagte vsao-Vizepräsident Severin Baerlocher.

Drei neue GA-Mitglieder

Nicht nur im vsao Mitglied sein, sondern zusätzlich auch im Geschäftsausschuss (GA) Einsitz nehmen wollten am Samstag drei Personen aus unterschiedlichen Landesteilen: Florian Frehner aus Basel, Klaus Luchs aus Bern und Filippo Toni aus dem Waadtland (siehe auch unten). Der ZV wählte alle drei. In welchem Bereich sie sich engagieren werden, ist noch nicht klar. Einen kleinen Einblick in verschiedene Möglichkeiten gab Philipp Thüler, Leiter Politik und Kommunikation, mit einer kurzen Zusammenfassung der laufenden Aktivitäten in den Bereichen Gesundheitspolitik und Arbeitsbedingungen. Gut angelaufen sei die Kampagne zu 42+4. Immer wieder gebe es Erfolgsmeldungen, und das Thema sei auch ausserhalb des vsao angekommen, sagte er. «Irgendwann ist der Druck hoffentlich so gross, dass alle nachziehen müssen», ergänzte Severin Baerlocher.

vsao-Präsident Angelo Barrile führte durch die Zentralvorstandssitzung ... Bild: Severin Nowacki

… unterstützt von Vize-Präsident Severin Baerlocher. Bild: Severin Nowacki

Auch die Sektionen diskutierten aktiv mit. So unter anderem Timon Roman Weiss von der Sektion Basel. Bild: Severin Nowacki

Nora Bienz von der Sektion Bern. Bild: Severin Nowacki

Sofia Aragão von der Sektion Waadt. Bild: Severin Nowacki

Enrique Lazaro von der Sektion Waadt. Bild: Severin Nowacki

Federico Mazzola von der Sektion Zürich. Bild: Severin Nowacki

Richard Mansky, ebenfalls von der Sektion Zürich. Bild: Severin Nowacki

Titelerteilung ist komplexer als gedacht

Als Gast eingeladen war Jörg Gröbli, Geschäftsführer des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF), der seine Tätigkeit vorstellte und Fragen der Delegierten beantwortete. «Als ich vor bald einem Jahr zum SIWF kam, dachte ich auch: Die Titelerteilung sollte doch schneller und einfacher gehen. Aber ich musste mich eines Besseren belehren lassen: Schneller wollen wir werden, aber es ist komplex.» Dennoch sind schon viele Verbesserungen aufgegleist, einige umgesetzt. So müssen etwa Personen, die beim Titelantrag ein Dokument vergessen haben, nun nicht nochmals den ganzen Prozess mit bis zu sechs Monaten Wartezeit von vorne beginnen. «Sobald die Person das fehlende Dokument nachgereicht hat, behandeln wir das Dossier zeitnah», so Gröbli.

Ein kleines Plus bei mediservice

Auch mediservice vsao-asmac hielt seine halbjährliche Delegiertenversammlung ab. Geschäftsführer Marc Schällebaum erwähnte einige Highlights des laufenden Jahres, unter anderem zwei erfolgreiche Onlineseminare, die mediservice in Zusammenarbeit mit der Weiterbildungsorganisation FOMF durchgeführt hat. Während beim ersten die eigene Praxis das Thema war, richtete sich das zweite an Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland, die in der Schweiz arbeiten möchten. Regula Grünwald, Chefredaktorin des vsao Journals, wies darauf hin, dass das Journal nun – wie an der Herbstsitzung vor einem Jahr entschieden – als reines Onlinemagazin erscheint. Ebenfalls lud sie die Sektionen dazu ein, Inhalte aus dem Journal auf ihrer Website oder in ihren Newslettern zu teilen. Das Budget 2025, das einen Gewinn von 11 000 Franken vorsieht, nahmen die Delegierten einstimmig an.

Neu im Geschäftsausschuss

 

Florian Frehner ist seit 2022 Medical Manager bei Gedeon Richter (Schweiz) AG, davor war er Chirurg am Kantonsspital Baselland. Zudem ist er seit 2018 Vorstandsmitglied des VSAO Basel.

Klaus Luchs ist seit 2020 Oberarzt für Radio-Onkologie am Inselspital Bern und Vorstandsmitglied des VSAO Bern seit 2020.

Filippo Toni ist seit September 2024 Oberarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am Unispital Waadt (CHUV/Ambulatorium Orbe). Ebenfalls war er von 2021 bis 2024 Präsident der Schweizerischen Vereinigung Psychiatrischer Assistenzärztinnen und -ärzte.